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Hallo,
nachdem hier im Blog leider seit einiger Zeit ziemlich tote Hose ist und ich eig. schon länger wieder etwas bloggen wollte, jedoch nicht wusste was, hab ich mich jetzt aufgerafft. Ich dachte mir, ich schreib mal was über den Materialchemie-Masterstudiengang, den ich seit Herbst mache.
Wie alle anderen Masterstudien der techn. Chemie umfasst auch der MC 120 ECTS Punkte. Im ersten Semester stehen im Normalfall folgende Vorlesungen auf dem Pflichtplan:

* Spektroskopie, Diffraktion und Mikroskopie fester Stoffe (Rupprechter, Grothe, Zobetz, Friedbacher)
Insgesamt eine gute VO, tlw. leider etwas zu theoretisch (Diffraktion). Der Teil zur Mikroskopie ist interessant gebracht, wird aber im Wahlpflichtfach Oberflächenanalytik nochmal alles wiederholt (weils auch für die Werkstoffler ist). Durchgemacht wird unter anderem MIR, Raman, Mikrowelle, THz, NIR, SEM, TEM, AFM, STM, FIM.

* Anorganische Materialchemie (U. Schubert, Neouze)
Sehr interessante VO, gut vorgetragen, wenn auch anfangs etwas schwierig auf englisch mitzukommen (da Gastbesucher anwesend waren). Wird zusammen mit der Synthese abgehalten, die brauchen jedoch nur Teil 1. Für alle anderen ein zu empfehlendes gebundenes Wahlpflichtfach. Behandelt wird alles von Glas vs. Kristallisation über Sol-Gel Prozesse bis CVD und Keramische Methode. Außerdem gibts ein Buch, das vom Vortragenden geschrieben wurde und alles wunderbar abdeckt und eventuelle Fragen abdeckt.

* Theoretische Chemie (Schwarz)
Ebenfalls eine gelungene VO, die Prüfung ist auch sehr fair, braucht man keine Angst davor haben. Unvorbereitet würd ich aber nicht hingehen. Der Vortragende legt dabei v.a. Wert auf Verständnis und Interpretation der Ergebnisse, nicht so sehr auf die Mathematik. Gebracht wird Potentialtopf (1D, 3D), MO-Theorie, Molekulardynamik, H-Atom...

* Keramische und metallische Werkstoffe (Fleig, Edtmaier, W.D. Schubert)
Diese VO ist absolut empfehlenswert (auch für Synthese als Wahlfach)! Der Keramik-Teil von Prof. Fleig wird von Oktober-Dezember 1x pro Woche 3h abgehalten und läuft im großen und ganzen so ab wie E-Chemie vom Bakk. Gebracht wird: Kristallstrukturen, Anwendungen von Keramiken, Piezzo- und Ferroelektrika, Mechanische Eigenschaften... Der Metalle-Teil umfasst 4x 3h, je 2 Einheiten von Edtmaier und Schubert. Leider für meinen Geschmack zu viel Wiederholung von AnTech VO und LU (Richardson-Ellingham, Formgebung, Stahl). Mag ja wichtig sein, aber für mich eben zu viel Altes dabei. Trotzdem sehr gut vorgetragen und auf Fragen gut eingegangen.

* Chemie und Physik der Oberflächen (Suchorski)
Ich weiß, ich wiederhol mich, aber auch diese VO würd ich jedem empfehlen (-> Wahlfach). Sie ist sicher nicht die einfachste (auch von der noch bevorstehenden Prüfung her), aber wirklich umfassend und sehr gut gemacht. V.a. das enorme Fachwissen von Prof. Suchorski ist beeindruckend. Gebracht werden einige Analysenmethoden (FIM, Atomsonde, STM, AFM, XPS, LEED, PEEM...), zum Teil auch genauer (mit mehr theoret. Hintergrund -> zB. Quantenmechanik bei STM) Es wurde aber nicht nur Analytik behandelt. Zum Schluss gabs noch eine kleine Laborführung, damit wir die vorgestellten Geräte auch mal in natura sehen können.

* Materialsynthese LU
Es handelt sich um eine der zwei im MC-Master zu absolvierenden Laborübungen, wobei es hier nur um Synthese geht. Wir waren nur zu fünft, nach 2 Tagen nur mehr 4 Leute. Und das in einem Labor für ca. 20 Leute. Entsprechend viel Platz und Inventar hatten wir (jeder eine ganze Bench, Roti, Abzug hätt auch jeder einen eigenen haben können). Somit herrschte eine sehr angenehme Umgebung.
Jeder Student muss dabei 2 Präparate in 2 Wochen machen, wobei für das zweite der Syntheseweg selbst aus der Literatur vorgeschlagen werden muss. Man bekommt lediglich die zu synthetisierende Materialklasse (zB. Ferrofluid, photokat. Nanopartikel, ionische Flüssigkeit, leitfähiges Polymer). Weiters ist von jedem noch im März ein Vortrag zu einer bestimmten Materialklasse (Solarzelle, Gas-Storage, Halbleiter Nanowires...) in Bezug auf mögliche Synthesewege,... zu halten.

Weiters hab ich noch folgende Wahlpflichtfächer und gebunden Wahlpflichfächer (Wahlfächer aus anderen Chemie-Mastern) besucht:

* Polymercharakterisierung (Knauss, Allmaier)
Allmaier-Teil fokussiert no-na auf MS, Knauss schneidet so ziemlich alle anderen Verfahren an (von IR über XPS, SEM... zu mech. Prüfverfahren). Grundsätzlich eine gute VO, Terminfindung war etwas kompliziert, da sowohl MC, als auch Werkstofftechnologie und Synthese das Fach im Wahlkatalog haben. Vor allem der Knauss-Teil hat auch eine wirklich angenehme Atmosphäre, es wird am Anfang der Stunde nochmal wiederholt, so dass auch einiges hängenbleibt.

* Strukturaufklärung von Molekülen (Grothe)
Könnte auch Symmetrie von Molekülen heißen. Hatte es mir zwar mehr wie Strukturaufklärung vom Bakk. vorgestellt, war aber auch nicht schlecht. Behandelt wurde die Schönflies-Nomenklatur von Symmetrieklassen, Herleitung und Verwendung der entsprechenden Charaktertafeln, Gasphasenspektroskopie (IR, Raman, Mikrowelle), wobei auch auf Peakmuster eingegangen wurde.

* Metallorganische Chemie (Kirchner)
Wird in Form von Vorträgen der Studierenden abgehalten, es gibt also keine VO an sich. Themata der Vorträge werden bei der Vorbesprechung ausgemacht, wobei es einige zur Auswahl gab (C-C Aktivierung, Spin-State-Changes, N2-Aktivierung, Olefin-Metathese...)

Im Sommersemester stehen jetzt noch folgende Lehrveranstaltungen auf dem Programm
Pflichtfächer:
* Theoretische und physikalische Festkörperchemie (Blaha, Schwarz)
* Polymerchemie (Liska), vgl. Synthese org. Materialen von Synthese-Master
* Kinetik und Katalyse (Rupprechter, Föttinger, Suchorski)
* Spektroskopie, Diffraktion und Mikroskopie fester Stoffe LU
Wahlpflichtfächer:
* Molekulare und selbstorganisierende Materialien (U. Schubert)
* Technologie nanostrukturierter Materialien (Edtmaier, Mauschitz)
* Chemie der Nanomaterialien (U. Schubert)
* Oberflächen- und Grenzflächenanalytik (Friedbacher)

Abschließend kann ich sagen, dass es im Master gemütlicher ist (kleine Gruppe, bei uns nur 4-7 Leute in den VOs, praktisch keine Lehrveranstaltungen, die einen von der Thematik nicht interessieren). Ich kann den Master auf jeden Fall weiterempfehlen und würde ihn ohne zu zögern nochmal inskribieren.
Ich hoffe, dass es sich der/die eine von euch angetan hat, den Artikel zu lesen und ich einen Einblick in den Materialchemie-Master geben konnte. Bei Fragen stehe ich gern zur Verfügung, aber auch die Profs. haben im Regelfall eine offene Tür für Fragen. Und nur für den Fall, dass jemand sofort wechseln will, die Kennzahl ist 066 493. =)
MfG
Direktlink  Kommentare: 0 geschrieben von dine_oma am Samstag, 19.02.2011, 20:01

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